Bettie I. Alfred

September 17, 2020

Dies ist die Webseite von der Autorin und Hörspielmacherin Bettie I. Alfred. In der Seitenleiste finden Sie Informationen über ihr Schaffen. In ihrem Werk geht es meist um ein aberwitziges Dasein, das sie als lesende und schreibende Künstlerin mit einem tiefgreifenden Humor, dem meist eine Art romantische Ironie innewohnt, sowie einem analytischen Blick für das (Ur-) Menschliche, darzustellen versucht. Frau Alfred ist es ein Anliegen die tristen Seiten des Lebens anzuerkennen und sie mit den durchaus ja auch ab und an erstaunlich schönen zu verbinden. Die Sprachlosigkeit zwischen den Zeilen interessiert sie mehr, als alle Tatsächlichkeiten zusammen, vor denen es sich nach Alfreds Meinung meistens zu hüten gilt. Denn nichts ist in der Kunst ja sinnfreier, als die pure Darstellung eines Realitätenkabinett.

„Die Realität verzaubern, indem man sie entzaubert, oder umgekehrt, das führt manchmal zu literarischen Kunstwerken!“ B.I.Alfred

Die Übertreibungen und Verzerrungen in Frau Alfreds Prosa und auch in ihrer Lyrik sind wunderschön, immer anregend und in gewisser Weise angenehm belastend.Alfred Katz, Prosaanalytiker

„Ob ich je mal die Sprache finde, die zwiefühlige, zwiesichtige, zwiehörige Art meine Wirklichkeitserfahrung auszudrücken?“ Fridolin Stier, Denker der Ganzheit

„Sie lebte in Frieden mit ihrem Unglück!“ aus Versuch über Katzen, Wolfgang Hilbig

Die Gedichte sind meist sekundenschnelle Sprach- und Gedankenspielereien und nicht zu verwechseln mit einer Realität.

And I don’t even wanna hear about your confessions

April 23, 2024

Nach einem Zerbrechen sind die Füße nun fast wieder gleich tauglich. Ich sage zum Arzt, dass mir nun der kaputte Fuss wie der Bessere erscheine, ich hätte ihn im Gegensatz zu dem unversehrten, nun monatelang mit Samthandschuhen angefasst. Er ist dann zufrieden, weil ich gehe wie ein Mensch, also aufrecht und fast normal, also auf und ab. Er erinnert sich dann, dass ich eine Schreiberin bin, weshalb mir der Fuss realtiv egal gewesen sei und fragt, ob es voran ginge. Ich sage: Ja und denke aber gleichzeitig: wenn der wüsste, dass ich nur über den Fuss und sowas schreibe und nicht wie es ein gebildeter Arzt sicher denkt, über erfundene großweltliche Begebenheiten. Viele finden ja übrigens auch, dass das Politische etwas sein muss, das man thematisch beackern sollte. Ich wuchs auf zwischen Spiegelmagazinen und Massen von Zeitungen und man sprach immerzu über alle politischen Krudigkeiten und auch über das Prekariat und über all die Ausgestossenen, die es so gab. Es hat alles nichts genützt. Es trugen dann alle Gucci und fuhren ihre Porsches aus, egal wie engagiert sie auch mal gewesen sind. Die Lehrerin sagte: Kinder, ihr müsst politsche Menschen werden. Klar, es ist so, wer nicht mitdenkt, ist ein Hornochse, keine Frage. Aber Kopfschmerzen? Sind die auch politisch? Ich höre dann lieber Musik und dann singt der Sänger der Band, die ich mit 17 hörte, was. Er war schon älter damals. Seine Band, eine politisch engagierte Musikgruppe. Und es passt dann so gut.

People worry
What are they worrying about today?
People worry
What are they worrying about today?
Seem like there’s a good reason
To worry, worry, worry
Seem like there’s a damn good reason
To worry, worry, worry
I’d sit around, I’d listen to your story
If I wasn’t in such a hurry, hurry, hurry

And I’m so lonely
I don’t think I can take it anymore
And I’m so lonely
I just don’t know what to do
I’m so lonely
Feel like I’m gonna crawl away and die
I’m so lonely
Feel like I’m gonna hack it apart
I’m so lonely
Feel like I’m gonna crawl away and die
I’m so lonely
Feel like I’m gonna hack it apart

I’m gonna hack, hack, hack, hack it apart

Seem like there’s a good reason
To be lonely, lonely, lonely
I gotta get something or somebody or something to make me feel less, less
Less lonely, lonely, lonely
I know I could do it, I, I know I could do it, if, if, if
If I just wasn’t so lonely, lonely, lonely

Have we got an army?
We’ll teach you how to act like a man
Have we got an army?
Let me tell you, we can fight
Have we got an army?
And we’re gonna do it tonight

People worry
What are they worrying about today?
People worry
Now you see I’ve learned my lessons
And I don’t even wanna hear about your confessions


© Bettie I. Alfred, 23.4.24

Wunder im Frühjahr

April 21, 2024

Ich sitze da und esse buntes Gemüse in mich hinein, um das Leben, das immer anders ist, als erwartet, zu verarbeiten, aber auch, um einen Hunger zu stillen, der mir vollkommen übertrieben erscheint. Jemand spricht dann über ‚Orlando‘ und ich weiss, dass die Highsmith das Werk verfasste, was gar nicht stimmt, denn es war die Woolf gewesen. Gerade erst hatte ich etwas im Radio über dieses Werk gehört, das so aktuell ist wohl wie nie. Ich bereite mich dann beim Kauen krampfhaft auf ein Fachgespräch vor, eins über Literatur, die ich nur von weitem kenne und sowieso ist der Anspruch, den ich vorgebe, totaler Quatsch, da ich ihn gar nicht habe, doch ‚vom Fach sein‘ ist irgendwie cool und lässt einen nicht so themenlos wabernd erscheinen, wie man es im Grunde aber ist. Ich will dann etwas dazu sagen, nämlich dass Orlando weder Mann noch Frau war und dann geht es aber gar nicht um den Orlando, den ich meine, sondern um eine Basketballmannschaft. Basketball finden viele Junge und Alte gut, ein Sport, der anscheinend mehr hermacht, als andere Sportarten, eine gewisse ‚Weltmachtillusion‘ scheint nämlich aufzukommen, wenn die Mannschaft, die einem lieb ist, mit immensen Punkten, die wenig bedeuten, endlich gewonnen hat.
Ich war dann gefühlt tagelang in einer Stadt immer geradeaus gelaufen, in einer Langsamkeit, die seines gleich suchte, so dass ich Stunden brauchte für eine Strecke, die mit dem Rad nur Minuten gedauert hätte. Trotzdem ist mir am Ende heiss und ich setzte mich dann auf eine Bank, die sehr hart war und zudem unbequem wie ein kalter Meilenstein, wohl damit man nicht zu lange sitzt, es sich gar gemütlich macht. Eine junge gestresste Schönheit schob dann nebenan ihren Fuss hastig gegen eine Taube, dabei schaute sie diese an, als könne die eine Seuche übertragen. Ich habe dann die Phantasie, dass die Taube der Empfindlichen den schwarzen Turnschuh mit kotigem Weiss bekleckert.
Lässt man Gedanken fliessen entstehen immer Absonderlichkeiten. Die Welt im Frühjahr ein Wunder!

Zwanghaft verlustigte man sich manchmal gern

April 17, 2024

Wenn der Himmel, wie er es heute tut, einem durchwachsenen Speck gleicht, habe ich immer besonders wirre Gedanken. Auf dem Tisch liegt eins von drei Brotmessern. Es war früher, als ich ein Kind gewesen war, das Käsemesser, weil der Vater nicht Brot, sondern eben Käse damit abschnitt. Das Messer war aber, wenn ich es recht betrachte, eindeutig als Brotmesser gedacht und somit hat der Vater es, sicher, weil es einen orangenen Griff gehabt hatte, fehlverwendet. Orange, allerdings auch keine typische Farbe für Käseangelegenheiten. Zum Orangenschneiden war das Messer aber definitiv zu gross und unhandlich, ausserdem mochte ich es gar nicht, wenn man beim Orangenschneiden die Haut der Frucht verletzte und sie dann schon suppte, bevor der Frass losging.
Ich frage mich dann wieso ein Messer, das definitiv nichts mit der Tätigkeit des Messens zu tun hat, so genannt wird, und man somit auf die Idee kommt, dass es ein Messgerät sein könnte. Danach denke ich an meinen Opa, der immerzu Quatsch machte, zumindest schien es mir so zu sein, sobald er unter Menschen war. Logisch, dass mir das so vorkam, denn ich ja einer der Menschen und ja nicht anwesend, wenn er alleine war. Er hüpfte z.B. in Bremerhaven einmal durch ein Mosaik am Boden und sang dazu etwas, es ging meist um ihn als Knäblein in seinen Lieder. Wir, das Publikum, lachten uns kaputt, sonst wäre er umgehend verstimmt gewesen, aber auch, weil der Vorgang tatsächlich sagenhaft komisch gewesen war. Ich hätte dann auch gerne etwas Quatsch gemacht, aber es war leider nur den Erwachsenen vorbehalten sich auf diese Art Aufmerksamkeiten zu erheischen und somit stand man dann sinnlos da und wusste nicht recht wohin mit den eigenen Phantasien, in denen man sich dann breakdancend (es spielt alles in den 80er Jahren) durch den Fischbrötchenladen um einen Bremerhavener Schnauzer (Hund) bewegt hatte. Ich musste im Kopf unbedingt alles überbieten, es war sozusagen eine typische Familien-Disziplien, in der man sich hervortun sollte (allerdings war sie, wie schon gesagt, eigentlich nur den Erwachsenen vorbehalten, im Grunde sogar nur den männlichen Erwachsenen, von Emanzipation hielt man damals nämlich : NICHTS).
Nina Hoss übrigens, die ich gestern in einem Psychodrama namens Vorspiel, bewundert habe, unschlagbar als zwanghafte Geigenlehrerin.


© Bettie I. Alfred, 17.4.24

Gebiet mit Zaun drumherum

April 14, 2024

Franz Kafka war ein großer Gegener des Telefons. Er „sah“ lediglich die Störung durch das Klingelgeräusch. Ich mag das, wenn Menschen ihren Fokus auf etwas richten, das im üblichen Sinne (wenn es den denn gibt überhaupt) nicht in den Fokus gehört. Ich fahre eine Stunde bis an die Stadtgrenze, wo man schon Brandenburg ahnt, um eine Papierbindemaschine samt Kartons voller Bindedrahtvorrichtungen zu erwerben. Es ist so ein Riesenerwerb dann, dass der Transport mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben gerade so noch hinhaut. Die Bindemaschine ist dann gar nicht so maschinell, dass es einen umhaut, sondern nur eine kleine Erleichterung. Ich binde dann alles mögliche und nun ist eben alles gebunden, doch mehr auch nicht. Ich selbst immer noch der Hirbel, der ich immerzu schon bin, der schnell die Orientierung verliert und sich wie Hänsjen Klein ging allein… durchs Weltall schlägt. Im Traum etwa, und da gibt es keine Handys, die sofort eine Wegbeschreibung mit Himmelsrichtungsanalyse durchgeben. Ich brenne dann eine CD für einen Hörgeschädigten, der nach einer gemeinsamen Hörspielanhörung, die ich mit ihm machte, damit er etwas zu den Erneuerungen sagt, diese gar nicht hören hat können. Ich bin nicht sicher, ob er es nicht hören wollte, oder es nicht hören konnte oder beides, jedenfalls fand ich die Erneuerungen großartig. Wer lügt stinkt… Nein Quatsch: Eigenlob tut dies, und auch als man auf einem enorm chaotischen Wucherfriedhof spazieren ging, gab es Pflanzen die nicht nur dufteten. Ich weiss dann eins, ein Gebiet mit Zaun drumherum: mein Spaziergebiet, denn beschränkt darin der Auslauf und somit ist man sicher vor Verirrungen.

© Bettie I. Alfred, 14.4.24